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Ein junges Unternehmen aus Zürich hat eine bahnbrechende Technologie zur Bekämpfung von Per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) vorgestellt. Diese Substanzen, aufgrund ihrer extremen Beständigkeit auch als „Ewigkeitschemikalien“ bekannt, sind industriell hergestellt und in nahezu jedem Winkel der Umwelt nachweisbar, da sie biologisch nicht abbaubar sind. Die chemischen Verbindungen sind wasser-, fett- und schmutzabweisend sowie hitzeresistent, weshalb sie in einer Vielzahl von Alltagsprodukten, von Textilien bis hin zu Pestiziden, enthalten sind und über die Nahrungskette in den menschlichen Körper gelangen können. Dort können PFAS gesundheitliche Risiken wie Leberschäden, Schilddrüsenerkrankungen, Fettleibigkeit, Krebs und Beeinträchtigungen der Fruchtbarkeit verursachen, berichtet Nume.ch mit Verweis auf SRF.

Das Zürcher Start-up Oxyle hat nun eine Methode entwickelt, um die PFAS bereits an ihrem Entstehungsort in Industrieabwässern zu neutralisieren. Die Kernherausforderung liegt in der extrem stabilen Bindung zwischen Kohlenstoff- und Fluoratomen – einer der stärksten Bindungen in der organischen Chemie – die für den Abbau zwingend gespalten werden muss. Die Oxyle-Technologie nutzt hierfür eine Kombination aus UV-Licht und chemischen Substanzen, um die Kohlenstoff-Fluor-Bindung aufzubrechen und die giftigen Verbindungen in unschädliche Nebenprodukte zu zerlegen. Entwicklungsleiterin Akram Rahimi erklärte, dass die PFAS-Verbindungen zunächst aus dem Wasser separiert und konzentriert werden, bevor der Vernichtungsprozess erfolgt. Zu den Kunden des Unternehmens zählen sowohl PFAS-Hersteller als auch Firmen aus Branchen, die diese Stoffe in ihrer Produktion einsetzen, beispielsweise die Pharma- oder Textilindustrie. Die Geschäftsidee von Oxyle basiert auf dem Prinzip, die Stoffe aus dem Abwasser zu entfernen, bevor sie überhaupt in die Umwelt gelangen können. Die Grundlage für diese Innovation legte Mitgründerin und Chefin von Oxyle, Fajer Mushtaq, bereits vor zehn Jahren mit ihrer Doktorarbeit an der ETH Zürich.

Trotz des technologischen Fortschritts weist Umweltchemiker Martin Scheringer von der ETH Zürich auf die Grenzen der Lösung hin. Die Oxyle-Methode kann lediglich einen Bruchteil des Gesamtproblems beheben, da bereits in der Umwelt zirkulierende PFAS nur mit enormem Aufwand zu beseitigen sind. Scheringer veranschaulichte die Schwierigkeit mit einem einfachen Vergleich: „Die PFAS, die schon in der Umwelt sind, die sind wie die Milch im Kaffee. Die kann man nicht zurückholen.“ Die Reinigung großer Mengen kontaminierten Abwassers sei technisch und finanziell sehr aufwendig. Er schätzte, dass die Reinigung des Genfersees mithilfe der Oxyle-Methode rund eine Million Jahre in Anspruch nehmen würde. Auch Oxyle-Geschäftsführerin Fajer Mushtaq sieht die Herausforderungen und betont, dass eine einzelne Technologie das Problem nicht lösen könne. Sie fordert umfassende und klare Regulierungen, um festzulegen, wo PFAS bis zu welchem Grenzwert entfernt werden müssen, und um Finanzierungs- sowie Umsetzungsfragen zu klären. Ihr Appell lautet: „Es beginnt ganz oben: Wenn wir die Verwendung von PFAS dort eliminieren können, wo sie nicht unbedingt notwendig ist, sollten wir das tun.“ Oxyle ist nicht das einzige Unternehmen, das an einer Lösung für das PFAS-Problem arbeitet, doch eine allumfassende Antwort auf diese Komplikation ist nach wie vor nicht in Sicht.

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