Der US-Musikmogul Sean „Diddy“ Combs wurde am 2. Juli 2025 vor einem Bundesgericht in New York teilweise freigesprochen. Die Jury sprach ihn in drei von fünf Anklagepunkten frei, darunter die schwerwiegenden Vorwürfe der organisierten Kriminalität und des Menschenhandels. Verurteilt wurde Combs jedoch in zwei Fällen wegen der sogenannten „Beförderung zur Prostitution“ nach dem US-amerikanischen Mann-Gesetz. Jeder Schuldspruch kann mit bis zu zehn Jahren Haft geahndet werden. Darüber berichtet NUME.ch unter Berufung auf CNN und New York Times.
Vorwürfe und Prozessverlauf
Dem 55-jährigen Combs wurde zur Last gelegt, seine Ex-Partnerinnen Casandra Ventura (besser bekannt als „Cassie“) sowie eine weitere Frau, anonymisiert als „Jane“, über Jahre hinweg zu sexuellen Handlungen mit männlichen Prostituierten gezwungen zu haben. Die Anklage sprach von einem Missbrauchssystem, das durch Gewalt, Drohungen und finanzielle Kontrolle funktionierte. Combs soll laut Zeugenaussagen sogenannte „Freak-Offs“ – Gruppensex mit männlichen Escorts – organisiert, gefilmt und kontrolliert haben.
Die Jury aus acht Männern und vier Frauen verhandelte acht Wochen lang. Sie stellte fest, dass die Beweise nicht ausreichten, um einen Menschenhandel oder ein RICO-Vergehen (organisierte Kriminalität) zu belegen. Textnachrichten, in denen Zustimmung angedeutet wurde, trugen wesentlich zur Entlastung bei.
Verteidigung und Kritik
Combs’ Verteidigung argumentierte, es habe sich um einvernehmliche Beziehungen gehandelt, die als „moderne Liebesgeschichten“ zu interpretieren seien. Frauenrechtsorganisationen wie UltraViolet und RAINN reagierten jedoch mit scharfer Kritik. Sie bezeichneten das Urteil als „ernüchternd“ und als „Zeichen einer Kultur, die Frauen nicht glaubt“.
Tabelle: Anklagepunkte im Überblick
Anklagepunkt | Urteil | Mögliche Strafe |
---|---|---|
Organisierte Kriminalität (RICO) | Freispruch | bis zu lebenslänglich |
Menschenhandel – Fall Ventura | Freispruch | 15 Jahre bis lebenslang |
Menschenhandel – Fall „Jane“ | Freispruch | 15 Jahre bis lebenslang |
Beförderung zur Prostitution (1) | Schuldspruch | bis zu 10 Jahre |
Beförderung zur Prostitution (2) | Schuldspruch | bis zu 10 Jahre |
Was Sean Combs jetzt droht
Obwohl Sean Combs von den schwersten Vorwürfen freigesprochen wurde, ist der Fall juristisch nicht abgeschlossen. Die beiden Schuldsprüche wegen Beförderung zur Prostitution nach dem US-amerikanischen Mann-Gesetz gelten als schwere Bundesverbrechen. Für jeden Schuldspruch sieht das Gesetz eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren vor.
Die Staatsanwaltschaft kündigte an, eine sofortige Inhaftierung zu beantragen. Sie verweist auf die Schwere der Taten und die Notwendigkeit eines klaren Zeichens gegen sexualisierte Ausbeutung. Die Verteidigung hingegen fordert die Freilassung gegen Kaution. Sie argumentiert, dass Combs keine Fluchtgefahr darstelle, kooperativ gewesen sei und enge familiäre Bindungen in den USA habe.
Der zuständige Richter wird in den kommenden Tagen über die nächsten Schritte entscheiden – darunter auch, ob Combs bis zur Strafmaßverkündung in Untersuchungshaft bleibt. In den USA ist es üblich, dass zwischen Schuldspruch und endgültiger Strafverkündung mehrere Wochen liegen. Während dieser Zeit können beide Seiten schriftliche Stellungnahmen einreichen, die das Strafmaß beeinflussen.
Hintergrund: Warum der Fall Sean Combs über einen Promi-Prozess hinausgeht
Der Fall Sean Combs hat in der Öffentlichkeit weit über juristische Fragen hinaus Wirkung entfaltet. Die ursprüngliche Zivilklage von Cassie Ventura 2023 war ein seltener Schritt: Statt einer stillen Einigung entschied sie sich für den Weg an die Öffentlichkeit – mit Folgen. Ihre Aussagen führten zur Einleitung strafrechtlicher Ermittlungen und öffneten den Raum für weitere mutmaßliche Opfer.
Frauenrechtsgruppen wie UltraViolet und RAINN betrachten den Prozess als Gradmesser für den gesellschaftlichen Umgang mit Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt. Obwohl kein Schuldspruch wegen Menschenhandels erfolgte, sehen Beobachter das Verfahren als Zeichen eines kulturellen Wandels: Die Taten einflussreicher Persönlichkeiten werden zunehmend juristisch aufgearbeitet – auch wenn die Beweislage komplex ist.
Bleiben Sie informiert – Relevantes. Jeden Tag. Lesen Sie- Putin plant NATO-Angriff: Bloomberg prognostiziert weltweite Verluste von 1,5 Bio.
Bild von Getty Images