Die Lage im Nordosten der Ukraine spitzt sich dramatisch zu. Rund um die strategisch wichtige Stadt Kupjansk ordneten die Behörden die Evakuierung von Dutzenden Dörfern an. Der Gouverneur der Region Charkiw, Oleh Synjehubow, erklärte, dass mehr als 400 Familien mit insgesamt 601 Kindern ihre Häuser verlassen müssten. Grund sei die rapide Verschlechterung der Sicherheitslage, da russische Truppen die Region weiterhin massiv angreifen. Später wurde die Zahl der betroffenen Orte von 27 auf 40 Dörfer erhöht, meldete der öffentlich-rechtliche Sender Suspilne. Об этом schreibt nume.ch unter Berufung auf Tagesschau.
Strategische Bedeutung von Kupjansk
Kupjansk ist seit Beginn des russischen Angriffskriegs ein Brennpunkt an der Ostfront. Die Stadt liegt am Fluss Oskil, der als natürliche Verteidigungslinie dient. Russische Streitkräfte versuchen seit Monaten, die Stadt einzukesseln, um einen Durchbruch nach Westen zu erzwingen. Die Kontrolle über Kupjansk würde den russischen Truppen den Zugang zu mehreren Versorgungsrouten und Bahnlinien ermöglichen – ein entscheidender Vorteil im Stellungskrieg.

Historische Rückeroberung und aktuelle Gefahr
Kupjansk wurde in den ersten Wochen der Invasion im Februar 2022 von russischen Truppen eingenommen, aber bereits im Herbst desselben Jahres von ukrainischen Einheiten zurückerobert. Seitdem gilt die Stadt als Symbol des ukrainischen Widerstands. Jetzt droht sie erneut, zum Schauplatz intensiver Gefechte zu werden. Ukrainische Medien berichteten zuletzt, russische Einheiten würden versuchen, unterirdisch in Richtung Stadt vorzurücken.
Evakuierungen unter Beschuss
Laut den Behörden erfolgt die Evakuierung unter schwierigen Bedingungen – viele der betroffenen Gebiete stehen unter ständigem Beschuss. Busse und Freiwillige bringen Zivilisten in sicherere Zonen westlich des Flusses. Die ukrainische Regierung stellt Notunterkünfte und humanitäre Hilfe bereit, um den Familien Schutz vor den bevorstehenden Wintermonaten zu gewährleisten.
Reaktionen aus Kiew und Moskau
Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, die ukrainischen Streitkräfte würden „entscheidende Frontabschnitte“ verteidigen, darunter auch Kupjansk. Der russische Präsident Wladimir Putin behauptete dagegen, seine Armee habe „an der gesamten Frontlinie einen strategischen Vorteil“. Internationale Beobachter sehen in der Evakuierung ein Zeichen dafür, dass Russland seine Angriffe auf die Region Charkiw weiter intensiviert.
Hintergrund: Kupjansk – eine Stadt im Fokus des Ukrainekriegs
Die Stadt Kupjansk liegt im Nordosten der Ukraine, in der Region Charkiw (Oblast Charkiw), rund 100 Kilometer südöstlich von Charkiw-Stadt und etwa 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Sie befindet sich am Fluss Oskil, der in den letzten Jahren eine zentrale militärische Rolle spielte, da er als natürliche Verteidigungslinie zwischen ukrainischen und russischen Truppen dient.
Kupjansk war vor dem Krieg ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt und Logistikzentrum. Über die Stadt verliefen zentrale Bahnverbindungen zwischen dem Osten der Ukraine, dem Donbas und Russland. Diese Infrastruktur machte Kupjansk zu einem strategischen Ziel beider Seiten seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022.
Wie alles begann: Eroberung und Rückeroberung
Nach Beginn der großflächigen Invasion der Ukraine am 24. Februar 2022 fiel Kupjansk innerhalb weniger Tage an russische Truppen. Die Stadt diente ihnen als Versorgungsbasis für Operationen in der Region Luhansk. Doch im September 2022 leitete die Ukraine eine Gegenoffensive im Nordosten ein, die als eine der größten Überraschungen des Krieges galt.
Innerhalb weniger Tage gelang es den ukrainischen Streitkräften, Kupjansk zurückzuerobern und russische Einheiten über den Fluss Oskil zurückzudrängen. Dieses Ereignis wurde damals als symbolischer Wendepunkt des Kriegsverlaufs bezeichnet – die Rückeroberung zeigte, dass Russland auch in ehemals fest besetzten Gebieten verwundbar ist.
Seitdem: Dauernder Beschuss und neue Offensive
Seit Anfang 2023 steht Kupjansk fast ununterbrochen unter Beschuss. Russische Truppen versuchen erneut, die Stadt einzukesseln und das Oskil-Ufer zu überschreiten. Satellitenaufnahmen und Frontberichte zeigen, dass die Umgebung schwer zerstört ist – viele Dörfer in der Nähe wurden mehrfach evakuiert und wieder besetzt.
Im Sommer und Herbst 2025 intensivierten sich die Artillerie- und Drohnenangriffe, insbesondere im Gebiet östlich von Kupjansk. Aufgrund der anhaltenden Bedrohungslage haben die ukrainischen Behörden im Oktober 2025 beschlossen, weitere 40 Dörfer in der Umgebung zu evakuieren.
Geografische und militärische Bedeutung

Kupjansk liegt an der Grenze zwischen der Steppe und den bewaldeten Gebieten des Nordostens, was die Region sowohl für Panzerbewegungen als auch für Luftaufklärung besonders relevant macht.
Der Fluss Oskil verläuft nördlich der Stadt und trennt seit 2022 oft die Frontlinien. Wer Kupjansk kontrolliert, kann den Nachschub im Nordosten der Ukraine sichern oder unterbrechen.
Für Russland ist die Stadt ein Schlüsselpunkt, um in Richtung Slowjansk und Kramatorsk vorzurücken – für die Ukraine ist sie ein Symbol für Widerstand und nationale Einheit.
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